BLUE DESERT

Eleonora Bourmistrov
Objektbilder

BLUE DESERT & SANDMEERE
Do 19.9. bis zum Do 24.10.24
Do – So geöffnet von 17 – 20 Uhr
und nach Vereinbarung

Diese Ausstellung ist während Kunst in Sendling (KIS), Fr 11.10 – So 13.10.24,
www.kunst-in-sendling.com geöffnet

Do 19.9. ab 19 Uhr Vernissage, Einführung Dr. Annemarie Zeiller
Do 26.9. 20 Uhr Monika Kita, LIMINAL SPACES, Videos
Do 10.10. 20 Uhr Dr. phil. Franz Will:
VOM MODERN ZUR POSTMODERNE
– ZWISCHEN BAUM UND PLURALER IDENTITÄT –
Performance zu einem aktuellen Lebensgefühl
Do 17.10. 20 Uhr Eleonora Bourmistrov
Von der MODERNE ZUR POST-POSTMODERNE
Diskussion über die aktuellen Tendenzen und theoretischen Voraussetzungen der Gegenwartskunst

Die post-postmoderne Ausstellungsidee der „Blue Desert“
Im Unterschied zur traditionellen Malerei spielt die Idee der Zentralperspektive in der Gegenwartskunst keine Rolle mehr. So wie die Wirklichkeit nur fragmentarisch und ausschnittsweise wahrgenommen wird, versucht man in der post-postmodernistischen Kunst dieser Einsicht Rechnung zu tragen, wobei dekonstruktivistische, hyporealistische und illusionistische Verfahrungsweisen angewandt werden. Auch die Unterscheidung zwischen verschieden Medien, sei es Bild, Skulptur, Objekt, Projektion, etc., ist oft aufgehoben. Dabei ist ein wesentliches Stillmittel die Verschmelzung des Echten mit dem täuschendecht Nachgemachten.

So gesehen kann man Werke von Eleonora Bourmistrov der Post-Postmoderne zuordnen.

Ihre Objektbilder, die nicht traditionell gemalt sind, vielmehr modelliert, sind eine Kombination aus Materialbild und illusionistischer Malerei, wobei eine drei-dimensionale Wirkung erzielt wird. Daraus ergibt sich ein Wechselspiel aus ferner Realität und naher Fiktion, welches vielleicht auf den ersten Blick – aus der Nähe betrachtet – nicht als solches zu erkennen ist.

Prozess und Bild
Das zentrale Thema ihrer großformatigen Objektbilder sind Wüsten oder wüstenähnliche Landschaften, oft von wasserähnlichen Strukturen durchzogen, welche wie von oben betrachtet erscheinen, aus der Vogelperspektive oder noch weiter. Eleonora Bourmistrov ist fasziniert von der Wüste als unendlicher und transzendierender Raum. Dabei ist ihr bewusst, dass die Wüste auch lebensbedrohlich und unberechenbar sein kann.
Das Gestalten einer Wüste auf der Leinwand ist für die Künstlerin ein meditativer Prozess, welcher starke Konzentration verlangt, wobei das Unkontrollierte, dem Zufall Überlassene am Anfang allmählich einer formgebenden Idee weicht, die am Ende die konkrete Gestalt einer Landschaftlichkeit annimmt. Der Prozess erinnert in kleinerem Maßstab an die Herausbildung einer Landschaft in der Natur, wo Wind, Wasser, Erosion, Korrosion und andere Kräfte mitwirken. Die Hauptmaterialien sind dabei Sand und Acryl.
Blaue Wüste
Mit dem Konzept einer „blauen Wüste“ hat sich Eleonora Bourmistrov seit langem beschäftigt. Eine ihrer ersten Ausstellungen hieß auch „Blue Desert“. In dieser Ausstellung wurden die ersten Schritte unternommen, sich einer unwirklichen Idee anzunähern – einer Kombination aus Realem, so wie wir es in der Natur sehen könnten, und einem imaginierten Konzept, das nur als Vorstellung existiert. Die jetzige Ausstellung ist ein weiterer Versuch, der sich entziehenden Idee der „Blauen Wüste“ näher zu kommen.
Die Farbe Blau in Bezug auf die Wüste
Abgesehen von Eiswüsten sind Sand- und Steinwüsten nicht blau. Beim Konzept der „blauen Wüste“ steht das Blau für die nicht erreichbare Ferne, etwa verglichen mit der Romantik Idee der „blauen Blume“. Diese Bewegung um 1800 war eine Gegenreaktion zur rationalen Klassik und Aufklärung. Auch sie hat sich, wie die Postmoderne und Post-Postmoderne, einer konkretisierenden Festlegung verweigert.

Zusammenfassend könnte man die „Blue Desert“ als eine von Ambivalenzen getragene, sich ständig verändernde Fiktion (ein Simulakrum“ im Sinne von Baudrillard) auffassen, die letzten Endes nicht greifbar ist – also nie zur Realität wird, visuell aber diese Realität in ihrer Materialität täuschendecht nachahmt.
Was wir in Eleonora Bourmistrovs Kunst sehen ist zum Teil einem Zufallsprozess unterworfen, wobei das gelungene Bild, das letztendlich auch das Ergebnis eines kontrollierten Schaffensvorgangs ist, das Wesentliche am Ende nie verpasst (sonst wäre es misslungen). Die Objektbilder erscheinen wie Aufnahmen aus der Vogelperspektive oder wie aus einem Flugzeug gesehen. Um einer Richtungsfestlegung zu entgehen sind sie meistens quadratisch. Man kann sie auch auf den Fußboden legen und von allen Seiten betrachten. Auch wenn die Bilder wie Ausschnitte aus einer größeren Wirklichkeit aussehen, könnten wir uns diese Wirklichkeit weiterdenken und in unserer Phantasie ausbauen.
Im post-postmodernistischen Sinne entziehen sich Eleonora Bourmistrovs Objektbilder einer Festlegung, so wie die Idee der Blauen Wüste, die uns nur als eine kaum begreifliche, ferne Vision erscheint.